Neurologie im Gesundheitswesen der DDR

Projektträger: Verbund Norddeutscher Universitäten (VNU Impulse #54)

Projektlaufzeit: Juni 2021 - Februar 2022

Projektkoordination: Prof. Dr. Ekkehardt Kumbier, Arbeitsbereich Geschichte der Medizin der UMR

 

Kooperationspartner: Dr. Matthias Grothe, Klinik und Poliklinik für Neurologie der UMG

Mitarbeitende: Dr. Kathleen Haack, Arbeitsbereich Geschichte der Medizin der UMR; Dr. Jan Armbruster,  Forensische Psychiatrie und Psychotherapie des Helios Hanseklinkums Stralsund

 

Neurologie im Gesundheitswesen der DDR

Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine Tendenz der Verselbständigung der Neurologie als eigenständige medizinische Fachrichtung erkennbar. Doch diese medizinisch-wissenschaftliche Abgrenzung ging nach 1945 in Deutschland nicht immer mit einer entsprechenden institutionellen Autonomie einher. Erst in den 1950er- und 60er-Jahren zeichnete sich ein Trend zur klinischen Separierung ab, in dessen Folge an den Universitäten eigenständige Lehrstühle für Neurologie entstanden, die meisten davon in der BRD, nur wenige in der DDR. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Ausdifferenzierungen in Abhängigkeit unterschiedlicher Akteure auf diversen institutionellen Ebenen von Ort zu Ort starke Differenzen aufweisen. Die Entwicklung der Neurologie im geteilten Deutschland verlief nach 1945 somit äußerst divergent: Während sich in der BRD spätestens ab Anfang der 1960er-Jahre klare Autonomiebestrebungen und eine zunehmende Abgrenzung gegenüber der Psychiatrie zeigen, blieben in der DDR beide Fächer, nicht zuletzt aus ideologischen Gründen, eng miteinander verbunden. Bisher ist aber nur wenig über die Entwicklung der Neurologie in der DDR bekannt. Eine systematische Aufarbeitung des Themas muss unter Berücksichtigung der Rolle der Neurologie innerhalb des sozialistischen Gesundheitswesens erfolgen und dabei vergleichende Aspekte einbeziehen. In dem Forschungsprojekt wurden die dafür notwendigen Voraussetzungen erarbeitet, die für eine gezielte Archivarbeit, die interviewbezogene Arbeit mit Zeitzeugen sowie die Analyse der Primärliteratur in einschlägigen Fachpublikationen erforderlich sind.

Das Bild oben zeigt die Zellsedimentierkammer nach Sayk (ca. 1955). Medienzentrum der Universität Rostock. Datei: „Sedimentationskammer nach Sayk 8552a“ (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. rer. nat. Reinhard Lehmitz). Vgl. Dahlmann N, Zettl UK, Kumbier E (2017): The development of Sayk’s cell sedimentation chamber – A historical view on clinical cerebrospinal fluid diagnostics. Eur Neurol 77: 162–167